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Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!

    Dieses Adventslied aus dem 17. Jahrhundert ist für mich eines der schönsten Adventslieder, die wir kennen. Es ist nicht traurig und melancholisch, sondern quasi schon in einer gewissen Vorfreude auf den, der da kommen soll.

    Geschichte: Geschrieben wurde der Text dieses Liedes 1623 von einem Königsberger Pfarrer, Georg Weissel, aus Anlass einer Kircheneinweihung. Er lehnt sich dabei an den Psalm 24 an. Bei der Melodie tat sich dieses Lied ein wenig schwerer, es setzte sich im Laufe der Zeit eine Melodie aus dem Jahre 1704 gegen den ursprünglichen Chorsatz durch. Wahrscheinlich traf diese Melodie den Geschmack der Zeitgenossen besser und war auch sehr passend für den Text.

    Impuls: Bevor ER zu uns kommt, müssen auch wir etwas tun. Eine Tür, ein Tor, einen Zugang öffnen, zu unserem Leben, zu unserem Herzen.

    Türen können ganz viel sagen. Sie sagen klar, was Sache ist. Entweder: Du bist willkommen! Oder: Du bleibst draußen! So können Türen auch Haltungen in unserem Leben ausdrücken. Ob wir einladende Menschen sind, die andere an unserem Leben teilhaben lassen. Oder ob wir verschlossen sind, in Abwehrhaltung gehen und andere fernhalten wollen. Aus welchen Gründen auch immer.

    Jetzt im Advent ist dieses Lied für mich eine Einladung, dass wir uns über unsere Grundhaltung bewußt werden. Und dass wir – wenn wir das wollen – auch öffnen und es wagen, die Türen hoch und die Tore unseres Lebens weit zu machen. Weite birgt immer ein gewissen Risiko in sich. Dass wir am Ende die Dummen sind, weil derjenige, dem wir geöffnet haben, es am Ende nicht gut mit uns gemeint hat und uns am Ende bestiehlt oder schadet. Aber ebenso hat auch die Enge ein Risiko: dass wir nämlich in dieser Enge uns der Erfahrung von Weite und Offenheit berauben und die Begegnung mit anderen Menschen und auch mit Gott dadurch verpassen, wenn wir diese verhindern.

    Der Advent möchte uns einladen: öffne dich, lass Gott wirken. ER will zu dir kommen und dich und dein Leben bereichern. Ein gutes Beispiel dafür ist Maria. Sie hat als junges Mädchen ihre Türen und Tore für Gott nicht verschlossen. Ihr Ja zu der Botschaft des Engels, dass Gottes Sohn durch sie geboren werden soll, hat Gott regelrecht Tür und Tor geöffnet. Ohne dieses Ja wäre vielleicht alles ganz anders gekommen. Sie ist ein hohes Risiko eingegangen, aber letztendlich hat sie alles richtig gemacht. Gott hat es gut mit ihr gemeint und er meint es gut mit jedem und jeder von uns.

    Gebet:

    Guter Gott,
    manchmal ziehe ich mich am liebsten zurück und verschließe mich vor der Welt.
    Ich möchte nichts sehen und hören. Die Türen zu meinem Leben und meinem Herzen halte ich verschlossen. Ich bitte dich: schenke mir in dieser Adventszeit die Kraft und den Mut, mich zu öffnen, das Risiko einzugehen, dich und die Menschen einzulassen.
    Nimm mir die Angst vor der Ungewissheit und möglichen Verletzungen. Führe mich aus der Enge in deine Weite. Komm zu mir, Herr, und mach meine Dunkelheiten hell mit deinem Licht des Lebens. Amen.

    Lied anhören (Familie Armbrust)