Fünfter Sonntag im Jahreskreis im Lesejahr B
von Diakon Markus Fleischer
Lesung: Christine Bührer-Blauth
Fürbitten: Haakon Bührer
Eingangslied: GL 416 (Was Gott tut, das ist wohlgetan)
Liturgische Eröffnung:
Wir beginnen diese Feier mit dem Zeichen unserer Erlösung: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Einstimmung:
Liebe Schwestern und Brüder! Gibt es Ereignisse, gibt es Schlagzeilen, die uns in der vergangenen Zeit, vielleicht sogar in der letzten Woche besonders bewegt haben? In den Nachrichten werden wir kaum einen Tag lang verschont von irgendwelchen Schreckensmeldungen. Man mag vielleicht sagen: Das betrifft mich nicht. Das ist alles – Gott sei Dank – weit weg von mir. Und doch wissen wir: Es kann jeden treffen.
Und sind wir vorbereitet, wenn es uns selbst betrifft? Wir wollen uns in diesem Hausgottesdienst Gedanken machen, wo wir auch in schlimmen Situationen noch Halt finden können.
Jesus suchte Halt und Geborgenheit bei seinem Vater im Himmel, mit dem er im Gebet immer wieder Zwiesprache hielt. An ihn wenden wir uns und grüßen ihn, der auch in unserer Mitte gegenwärtig ist.
Kyrie:
Herr Jesus Christus, du hast uns die Liebe Gottes des Vaters verkündet: Herr, erbarme dich.
Du hast unser Menschenschicksal auf dich genommen bis zum Tod am Kreuz: Christus, erbarme dich.
Du hast uns deinen Geist gesandt, damit wir mit Mut und Freude auf dich vertrauen können: Herr, erbarme dich.
Gloria: GL 814 (Lobet den Herrn meine Seele)
Tagesgebet:
Gott, unser Vater, wir sind dein Eigentum. In guten und in schlimmen Tagen gehören wir dir. Darum setzen wir auf dich unsere ganze Hoffnung. Bleibe bei uns in jeder Not und Gefahr und schütze uns. Gib uns Menschen an die Seite, die uns Mut und Hoffnung machen. Und hilf uns, dass wir alles Schwere auch tragen können und darunter nicht zerbrechen. So bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn, der mit dir lebt und liebt in alle Ewigkeit. Amen.
Lesung aus dem Buch Hiob (Ijob 7,1-4.6-7):
Hiob ergriff das Wort und sprach: Ist nicht Kriegsdienst des Menschen Leben auf der Erde? Sind nicht seine Tage die eines Tagelöhners? Wie ein Knecht ist er, der nach Schatten lechzt, wie ein Tagelöhner, der auf den Lohn wartet. So wurden Monde voll Enttäuschung mein Erbe, und Nächte voller Mühsal teilte man mir zu. Lege ich mich nieder, sage ich: Wann darf ich aufstehn? Wird es Abend, bin ich gesättigt mit Unrast, bis es dämmert.
Schneller als das Weberschiffchen eilen meine Tage, der Faden geht aus, sie schwinden dahin. Denk daran, dass mein Leben nur ein Hauch ist. Nie mehr schaut mein Auge das Glück.
Wort des lebendigen Gottes. Dank sei Gott.
Lied: GL 424,1+2 (Wer nur den lieben Gott lässt walten)
Evangelium: (Mk 1,29-39)
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus (Ehre sei dir, o Herr)
In jener Zeit ging Jesus zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen mit Jesus über sie, und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr, und sie sorgte für sie. Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt, und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu reden; denn sie wussten, wer er war.
In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten. Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich. Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen. Und er zog durch ganz Galiläa, predigte in den Synagogen und trieb die Dämonen aus.
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus. Lob sei dir Christus.
HALTEN SIE EINEN MOMENT INNE. WENDEN SIE SICH BEWUSST AN JESUS
Predigtgedanken:
Zugegeben, wir machen es uns manchmal schon sehr leicht mit dem „lieben Gott“. Was schön und erfolgreich war, rechnen wir einfach ihm zugute, wenn wir Glück gehabt haben, wenn etwas gut gegangen ist. Da sieht man halt wieder, wie allmächtig und wie gütig Gott ist, wie er uns schützt und liebt und immer nur unser Bestes will. Heile Welt! „Was Gott tut, das ist wohlgetan.“ Gott ist halt immer nur ein „Schön-Wetter-lieber Gott.“
Doch was ist dann, wenn in unser Leben das Unglück hereinbricht? Wo bleibt da Gott, wenn der „Allmächtige“ sich als untätig oder gar machtlos erweist, wenn der „liebe“ Gott scheinbar völlig ungerührt und lieblos zusehen kann, wie Leid und Unrecht, wie Krankheit und Tod über die Menschen kommen? Ist denn etwa Gott dafür nicht zuständig?
Wir wissen nur allzu gut, dass unser Leben und Schicksal nicht nur aus Sonnentagen besteht. Man muss ja kein Pessimist sein, der immer in allem schwarz sieht. Auch schon wer als Realist durchs Leben geht, der kennt die Gefahren und Bedrohungen des Alltags.
Umso mehr dürfen wir froh sein, dass in unserer Bibel auch ein Hiob zu Wort gekommen ist. Man hat das Thema vom Unglück nicht als peinlich und unschön ausgeklammert. Man ist den unangenehmen Fragen nicht ausgewichen. Die Menschen waren realistisch genug, dass sie auch ihren Glauben und auch ihren Gott mit der harten und manchmal allzu harten Wirklichkeit des Lebens konfrontiert haben.
Wir kennen den Begriff „Hiobsbotschaft“ als schlimme Nachricht. Und das Buch Hiob im Alten Testament erzählt, wie gnadenlos Schlag auf Schlag das Unglück über so einen armen Menschen hereinbrechen kann. Hiob, dem es zuerst ja gut gegangen war, verliert plötzlich seinen Reichtum und Besitz. Seine Söhne und Töchter verunglücken tödlich.
Er selbst wird krank und hilflos. Geschwüre bedecken seine Haut. Seine Frau steht nicht mehr zu ihm. Seine Freunde kommen und reden dumm daher, er sei doch schließlich selbst schuld an seinem ganzen Unglück. Da ist nirgends mehr ein Trost oder ein Sinn in seinem Leben. So ein Mensch in seinem ganzen Elend, das ist Hiob.
Und Hiob hat zu allen Zeiten und in allen Ländern seine Schicksalsgenossen, auch bei uns heute. Da sind Menschen, die ohne eigene Schuld in Armut geraten sind, die kein Zuhause haben, keine Arbeit, keinen Broterwerb. Da müssen Väter und Mütter ihre Hoffnungen und schönen Pläne mit ihren Kindern begraben. Da müssen Ehepartner hilflos an den Krankenbetten und an den Gräbern ihrer liebsten Menschen stehen. Da geschieht bitteres Unrecht und man sieht nur das freche Grinsen der Gegner, den beißenden Spott und Hohn. Wo bleibt die Gerechtigkeit, wo bleibt die Hilfe Gottes?
Hiob hatte nichts mehr. Er hatte nur noch seinen Gott. Doch der war offenbar auf Tauchstation. Wie geht Hiob nun um mit seinem Gott? Wie denkt er über seinen Glauben? Soll er ihn wegwerfen wie einen abgelaufenen Lottoschein?
Nein, am Anfang hatte Hiob noch die Kraft, vertrauensvoll zu sagen: „Der Herr hat’s gegeben; der Herr hat’s genommen. Gelobt sei der Name des Herrn.“ Später schwindet auch bei ihm die Hoffnung. Er kann nur noch klagen, wie wir es heute in der Lesung gehört haben: Er spricht von „Monaten der Enttäuschung“ und von „Nächten voller Mühsal.“ Die Tage vergehen ohne Freude und ohne Sinn. Er hat den Faden verloren.
Doch Hiob klagt nicht vor den Menschen. Er wendet sich an eine ganz andere Instanz, an den, den er verantwortlich macht für sein ganzes Unglück. Er hadert mit dem Urheber dieses Leidens. Er hadert mit Gott selbst. Hiob hat sich in seinem Leben nichts vorzuwerfen. Er hat stets gerecht und gottesfürchtig gelebt. Warum also straft ihn Gott so hart? Ein typische Frage, die sich vielleicht auch mancher von uns schon gestellt hat: „Warum gerade ich?“
Man wird Gott auch Fragen stellen dürfen. Gott ist die einzige Stelle, die auf die Frage nach dem Leiden und nach dem Sinn des Lebens eine wirkliche Antwort geben kann. Auch Gott weiß allzu gut, dass das Leben, das er uns Menschen zumutet, nicht nur aus Sonnentagen besteht. Wir werden mit dieser Wirklichkeit leben müssen, auch mit den Fragen, die sich in uns aufstauen, mit der Hoffnung oder mit den Zweifeln. Ob uns eine Antwort noch in dieser Zeit gegeben wird, wissen wir nicht.
Hiob hat auf mehrfache Weise seine Antwort bekommen. Sie besteht in Einsicht, Ergebenheit und Demut. Er wird sich bewusst: Gott ist größer als der Mensch. Gott wird bestimmt keine Fehler machen. Er wird zur rechten Zeit das Rechte tun.
Hiob durfte das Happy End noch erleben: neue Kraft, reicher Besitz, gesunde Söhne und Töchter, ein langes Leben. Vielleicht wird jetzt mancher von uns denken: Also wird der Glaube am Ende halt doch wieder leicht gemacht? Erweist sich Gott doch wieder mal als der Gute, der Gerechte, der Liebe?
Für alle, die ihr Happy End in dieser Zeit so nicht mehr erleben dürfen, bleibt die offene Wunde. Doch vielleicht auch die Hoffnung, das Vertrauen, mit dem z.B. ein Jesus am Kreuz noch gebetet hat: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.“ Amen.
Lied: GL 424,3+4 (Wer nur den lieben Gott lässt walten)
Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn.
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters:
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige katholische Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben. Amen.
Fürbitten:
Herr Jesus Christus, unser Vertrauen auf dich ermutigt uns, dir unsere Bitten vorzutragen:
• Für alle Kranken und Leidenden, die von Schmerzen und Ängsten geplagt werden.
Lasst uns Gott, unseren Herrn, um seinen Beistand bitten. Kyrie eleision!
• Für alle Suchenden und Zweifelnden, die keinen Menschen zum Zuhören und zum Reden haben.
Lasst uns Gott, unseren Herrn, um seinen Beistand bitten. Kyrie eleision!
• Für alle Mitarbeiter in Krankenhäusern und Sozialeinrichtungen, die sich mit Liebe und Verantwortung für das Wohl der Menschen einsetzen. Für alle, die in diesen Tagen am Rande der Kraft arbeiten.
Lasst uns Gott, unseren Herrn, um seinen Beistand bitten. Kyrie eleision!
• Für alle Menschen in Politik und Gesellschaft, die die Menschen in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen.
Lasst uns Gott, unseren Herrn, um seinen Beistand bitten. Kyrie eleision!
• Für alle Verstorbenen, die sich nach Heil und Rettung gesehnt haben.
Lasst uns Gott, unseren Herrn, um seinen Beistand bitten. Kyrie eleision!
Gott, wir danken dir für deinen Sohn Jesus Christus. Er geht uns nach. Er ist unser Heil in jeder Not. Darum loben wir dich durch ihn, deinen Sohn und unseren Bruder, heute und an allen Tagen unseres Lebens bis in Ewigkeit. Amen.
Einleitung zum Vater unser:
In Zeiten, in denen uns die Worte für ein persönliches Gebet fehlen, ist es hilfreich, sich lang geübter Gebete zu erinnern. Das wichtigste Gebet der Christen ist das Vaterunser. Wir wollen es jetzt sehr bewusst miteinander beten:
Vaterunser
A.: Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das reich und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Lied: GL 424,5 (Wer nur den lieben Gott lässt walten)
Schlussgebet:
Guter Gott, das Kreuz deines Sohnes war ein Kreuz wie hundert andere – und ist doch zu einem Zeichen der Erlösung für uns geworden. Gib uns die Kraft, – wie er – das Kreuz des Lebens zu tragen und es den anderen tragen zu helfen. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. Amen.
Segensbitte:
Gott schenkt uns das Glück, damit wir uns freuen können und dankbar seine Güte preisen. Gott mutet uns auch das Unglück zu, aber nicht um uns zu prüfen – sondern um uns auch dabei nicht allein zu lassen, um uns zu helfen, wenn wir mit seinem Beistand alles Schlimme im Leben verkraften. So behüte und bestärke uns der dreifaltige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Schlusslied: GL 423,1-3 (Wer unterm Schutz des Höchsten steht)