Am 22. Juli 1961 gaben sich in St. Pius, der Heimatkirche der Braut, Hildegard und Heinz Klapp das Jawort. Frau Klapp übernimmt seit vielen Jahren ehrenamtlich den Dienst der Sakristanin in St. Pius, immer unterstützt von ihrem Mann. Heute am 24. Juli dankten Sie in einem ganz besonderen Gottesdienst für diese lange gemeinsame Zeit. Am Altar feierten diesen Gottesdienst Pfarrer Paul, Diakon Fleischer, Kaplan Anthony, Kaplan Praveen und Kaplan Ravendra.
Diamantene Hochzeit, was liegt da näher, als dass Pfarrer Paul über Diamanten predigt. Diamanten sind ein Symbol von Reichtum und Schönheit und beides trifft auf das Jubelpaar zu, Reichtum weil sich doch im Erdgeschoss ihres Hauses die Sparkasse befindet, Schönheit, weil beide für ihr Alter zweifelsohne immer sehr adrett daherkommen. Diamanten entstanden vor Millionen von Jahren, tief im Erdinneren, Hunderte Kilometer unter der Erdkruste. Unter starkem Druck und glühender Hitze fügen sich Kohlenstoffatome zu einem festen Kristallgitter und bilden Rohdiamanten. Bei Vulkanausbrüchen werden sie an die Erdoberfläche transportiert. Dabei legen Sie bisweilen einen Weg von 700000m zurück. Erstmals wurden Diamanten, angeblich, im 4. Jahrhundert vor Christus in Indien entdeckt, man fand Rohdiamanten im Gestein eines erloschenen Vulkans. Ein Rohdiamant ist ein unbearbeiteter, ungeschliffener Diamant und ein sehr geheimnisvoller Edelstein. In ungeschliffenem Zustand kann die Güte des Diamanten nämlich noch nicht ausgemacht werden, denn erst nach dem Schleifen und Polieren wird dessen Qualität und Reinheit erkennbar. Warum sprechen wir eigentlich am 60. Hochzeitstag von der Diamantenen Hochzeit? Nun, weil es mit uns Menschen so ist, wie mit den Diamanten. Einen Diamanten zu finden erfordert Geduld und Zeit – so wie damals als sich das Jubelpaar im Zug traf – als er träumte ihr eines Tages einen Diamantring anzustecken – als Gemeinsamkeiten gefunden wurden – das Friseurhandwerk – und was lag näher, als das auch die Haare wie Diamanten funkelten. So wie es zur damaligen Zeit üblich war, fand das erste Treffen ganz offiziell statt, im Cafe Schluckebier, bald aber auch in den jeweiligen Elternhäusern. Sogar bei einem Pater im Kloster erkundigte man sich nach der Familie der Braut. Der Hochzeit stand nichts mehr im Wege, den Segen der Eltern hatten Sie, den Hochzeitstag der Braut erlebte der Vater der Braut nicht mehr. Trauerkleid statt Brautkleid – am Anfang des gemeinsamen Weges stand Dunkelheit und Trauer. So wie bei den Diamanten. Zu Beginn sind sie als ganz kleiner dunkler Fleck umgeben von Dunkelheit, wenn man sie chemisch betrachtet sind sie nichts anderes als Kohlenstoff, also das Element, aus dem auch Kohle, Ruß oder Grafit bestehen.Aber das Jubelpaar hat sich zusammengetan – gemeinsam gegen die Dunkelheit und Trauer – sie haben ihren Traum vom eigenen Friseurgeschäft erfüllt – längst waren sie keine Rohdiamanten mehr – ihre Liebe, Partnerschaft und die gemeinsamen Träume haben ihnen schon einen gewissen Schliff gegeben. Der Diamantenschliff wird von menschlichen Händen beeinflusst. Das geht nicht von alleine, es ist ein Handwerk – zwei Diamanten können in Reinheit, Farbe und Karatgewicht übereinstimmen, aber der Schliff bestimmt, wie schön und wie stark ein Diamant funkelt.
Das Jubelpaar ist ein gutes Team, mal gibt der eine mal der andere den Schliff vor. Und für viele Menschen, so wie für unsere indischen Kapläne, für Pfarrer Paul, oder für die Gemeinde St. Pius sind sie wie Diamanten, wie Edelsteine. Das Karatgewicht ist bei Diamanten wichtig, das Wort Karat stammt vom altgriechischen „Kerat“ ab, was übersetzt „Hörnchen“ bedeutet und an die Form der Fruchthülse des Johannisbrotbaums erinnert. Die Kerne dieser Frucht weisen eine erstaunliche Homogenität auf, sie wiegen alle annähernd gleich viel, nämlich um die 0,2 Gramm. Auch wenn die moderne Forschung Zweifel an der Gleichmäßigkeit der Samen widerlegt hat und heute natürlich keine Kerne mehr zur Gewichtsbestimmung genutzt werden, der Name blieb. Der steinharte Kern des Johannisbrotbaums erinnert auch daran, dass der wertvolle Diamant zu den härtesten Materialien zählt, er ist absolut robust. Auch eine Ehe ist nach 60 Jahren, besonders wertvoll, kostbar und robust. Wie der Diamant bleibt auch die Ehe nach 60 Jahren, auch bei hohem Druck, bestehen. Noch viel gäbe es über Diamanten zu sagen, auch dass sie Glas schneiden können, aber heute erheben wir lieber das Glas auf das Jubelpaar, als es zu schneiden.
Herr und Frau Klapp haben ein sehr großes Herz für die indischen Kapläne. Bei ihnen finden die Kapläne immer ein offenes Ohr und eine offene Tür, sie sind immer bei ihnen willkommen, sie sind immer da, wenn ein mütterlicher oder väterlicher Rat gebraucht werden. Manche pfälzischen Worte wurden bei einem guten Pfälzer essen gemeinsam gelernt. Kaplan Anthony, Kaplan Praveen und Kaplan Ravendra (und in Gedanken und im Gebet auch Pater Naveen in Indien) gratulierten heute zur Diamantenen Hochzeit und dankten für alles was ihnen Gutes geschenkt wurde. Dem Jubelpaar wurden nach indischer Tradition eine Stola und eine Kette als besonderer Dank umgehängt. Die Pfarrei Heilig Geist und die Gemeinde St. Pius gratuliert zu diesem Jubeltag, wir wünschen für den weiteren gemeinsamen Lebensweg, viel Glück, Gesundheit und Gottes Segen.