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Brief zu Allerheiligen

    Dekan Michael Paul

    Tel. 06327-5749

    Michael.Paul@bistum-speyer.de

    Neustadt-Geinsheim, im Oktober 2022

    Liebe Schwestern und Brüder,


    all diese unglaublich vielen Lichter auf den Gräbern, die im Dunkel flackern. Ich kann mich erinnern, wie ich als Kind staunend davorstand. Dieses Lichtermeer aus roten oder weißen Kerzen – ich fand Allerheiligen und Allerseelen toll deswegen. Beeindruckend sah es aus, wohltuend und warm, trotz der Novemberkälte. Sogar ein bisschen fröhlich. Fast schon wie an Sankt Martin, zehn Tage später, wenn wir dann mit unseren Laternen singend durch die Straßen liefen.
    Mit dem Erwachsenwerden haben sich diese Friedhofstage natürlich auch für mich verändert. Mit den Toten, die ich kannte – und vermisse, packt auch mich an Allerheiligen und Allerseelen die Sehnsucht ganz besonders. Dann steht man auf dem Friedhof in der Kälte und wünscht sich so sehr, sie oder er wäre noch da. Und man fürchtet sich vielleicht ein bisschen vor dem Winter ohne diesen Menschen, spürt die Einsamkeit in den Knochen und besonders im Herzen.

    Jedes Jahr an Allerheiligen nennen viele Pfarreien, so auch wir, im Gottesdienst die Namen derer, die im vergangenen Jahr, seit dem letzten Allerseelentag, gestorben sind. Vorher wird ein Abschnitt aus dem Johannesevangelium gelesen. Da heißt es: „Jesus sagte zu seinen Jüngern: Euer Herz sei ohne Angst. Glaubt an Gott und glaubt an mich…. Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen … Wenn ich hingegangen bin und euch einen Platz bereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen.“ (Joh14)

    Beim Verlesen der Namen entzünden wir immer auch ein Licht für sie/für ihn an der Osterkerze. Dieses Licht dürfen Sie am Ende der Gedenkfeier entgegennehmen, um es auf das Grab Ihrer/Ihres Angehörigen zu stellen. 

    Auch wenn all die Lichter nicht mehr so fröhlich flackern wie zu Kindertagen: etwas Tröstendes und Warmes haben sie immer noch. Mitten in aller Trauer und Dunkelheit stehen sie für Hoffnung, für Licht und Leben.

    Irgendwie sind sie auch eine Verbindung zu den Menschen in den Gräbern. Manche, mit denen ich als Kind ein Licht angezündet habe, sind mittlerweile tot. Aber ich habe, dank meines Glaubens, auch die Gewissheit: ganz weg, ganz tot können sie nicht sein. Ich spüre sie noch. Und ich glaube an einen Gott, der die Toten nicht im Tod lassen will. Wenn ich die Lichter im Dunkeln flackern sehe, dann glaube ich: Es gibt ein Licht, das alle Dunkelheit besiegen wird.

    Ich möchte Sie und Ihre Familie am Allerheiligentag zu einem unserer Gedenkgottesdienste einladen. Die Namen der Verstorbenen werden ausschließlich an dem Ort verlesen, an dem die Verstorbene/der Verstorbene bestattet wurde.[1]

    09:30Duttweiler – Heilige Messe zu Allerheiligen anschl. Gräbersegnung auf dem Friedhof
    11:00Lachen-Speyerdorf – Heilige Messe zu Allerheiligen anschl. Gräbersegnung auf dem Friedhof
    14:00Hambach – Wort-Gottes-Feier auf dem Friedhof mit Gräbersegnung
    14:30Geinsheim – Allerheiligenvesper anschl. Prozession zum Friedhof – dort Gräbersegnung
    14:30Diedesfeld – Wort-Gottes-Feier in der Kirche – anschließend Gräbersegnung auf dem Friedhof
    15:00Neustadt St. Pius – Wort-Gottes-Feier auf dem Hauptfriedhof mit Gräbersegnung


    Ich glaube, das ist das Geheimnis von Allerheiligen und Allerseelen. Dass man miteinander verbunden sein kann, obwohl man weit voneinander entfernt ist, vielleicht auch unerreichbar. Für mich ist das ein Gottesgeschenk.

    Für das Pastoralteam mit herzlichem Gruß und Gottes Segen

    Michael Paul, Dekan


    [1] (Ausnahme: Wurde der Verstorbene an einem anderen Ort, der nicht zu unserer Pfarrei gehört, z.B. Ruheforst, Friedwald bestattet, so verlesen wir den Namen in der Gemeinde des letzten Wohnsitzes).