Weihnachten beginnt nicht mit Antworten.
Es beginnt mit einem Atemholen.
Mit einem Moment, in dem die Welt kurz leiser wird –
oder wir wenigstens versuchen, leiser zu werden.
Denn diese Welt trägt gerade viel.
Zu viel für viele.
In der Ukraine hält der Krieg an –
Winter für Winter, mit Sirenen statt Stille.
In Gaza, in Israel und im Westjordanland
leben Menschen zwischen Angst, Wut und Hoffnungslosigkeit,
zwischen zerstörten Häusern und zerbrochenem Vertrauen.
Im Sudan, in Syrien, in vielen vergessenen Regionen
leiden Menschen fern der Kameras, fern der Schlagzeilen.
Millionen sind auf der Flucht –
mit einem Rucksack voller Erinnerungen
und der Sehnsucht nach einem Ort, an dem sie bleiben dürfen.
Und auch hier, mitten unter uns,
ist nicht alles ruhig.
Sorgen um Arbeit, Zukunft, Zusammenhalt
liegen wie ein leiser Schatten über manchem Gespräch.
Manche Herzen sind müde geworden.
In all das hinein fällt Weihnachten.
Nicht als Flucht aus der Wirklichkeit.
Nicht als romantischer Schleier.
Sondern als Gegenruf.
Die Weihnachtsbotschaft erzählt von einem Gott,
der nicht von oben herab eingreift,
sondern von unten her beginnt.
Nicht laut.
Nicht triumphierend.
Sondern leise –
als Kind,
verletzlich,
angewiesen auf Schutz, Wärme und Nähe.
Dieses Kind löst nicht alle Konflikte.
Es beendet keinen Krieg über Nacht.
Aber es setzt einen Anfang.
Einen Ton, der anders klingt als Gewalt.
Einen Klang der Hoffnung,
der dort hörbar wird, wo Menschen einander ansehen,
einander zuhören,
einander nicht aufgeben.
Weihnachten verheißt keinen schnellen Frieden.
Aber es traut uns zu,
dass Frieden wachsen kann.
Langsam.
Beharrlich.
Von Mensch zu Mensch.
Vielleicht beginnt er so:
dass jemand nicht weghört.
Dass jemand teilt.
Dass jemand bleibt,
wo andere gehen würden.
Dass jemand Hoffnung weiterträgt,
auch wenn sie zerbrechlich ist.
Diese Tage laden ein, innezuhalten.
Nicht alles zu erklären,
nicht alles zu lösen –
aber neu auszurichten,
was uns trägt.
Auf das Licht, das nicht blendet,
sondern wärmt.
Auf eine Hoffnung, die nicht vertröstet,
sondern stärkt.
Auf einen Frieden,
der im Kleinen beginnt
und größer werden will.
Wir freuen uns auf die Begegnungen mit Ihnen
in unseren Gottesdiensten,
auf gemeinsames Hören, Beten und Feiern,
auf das stille und das hoffnungsvolle Miteinander
in diesen besonderen Tagen.
Im Namen des Pastoralteams
wünsche ich Ihnen
ein gesegnetes Weihnachtsfest
und ein neues Jahr,
in dem das Gute Raum gewinnt,
Hoffnung weiterklingt
und Frieden – Schritt für Schritt –
Gestalt annimmt.
Frohe Weihnachten!
Ihr
Dekan Michael Paul

